Der Nord-Westen Sardiniens hat viele Gesichter – atemberaubende Küstenlandschaften, karges, hügeliges und wenig besiedeltes Hinterland mit vielen Schafherden, aber auch feine Sandstrände. Wir haben unsere Zeit in Alghero und Umgebung verbracht und nicht nur italienisches Flair vorgefunden. Auch ein wenig köstliches Spanien und raues Portugal haben wir in diesem schönen Flecken Erde wieder entdeckt. Eine tolle Mischung, die wir sehr faszinierend fanden.
Wir wollten im Herbst noch mal etwas Sonne tanken und haben uns dann ganz spontan für Sardinien entscheiden, auch wegen der günstigen Flüge. Aber darauf komme ich ganz am Ende noch mal zurück. Jetzt heißt es erstmal eintauchen in die Welt of Sardegna – wie es in der Landessprache heißt.
Übernachten:
Gleich nach der Landung haben wir unseren Mietwagen – wie sollte es anders sein: einen Fiat 500, jedoch in der L-Version – in Empfang genommen und sind damit zum Hotel gefahren, welches nicht in der Innenstadt von Alghero lag, sondern etwas außerhalb. Nach ca. 15 Minuten Fahrzeit waren wir schon vor Ort. Da wir mit Verspätung unterwegs waren, war es auch schon dunkel. Das Alghero Country Resort liegt ganz ländlich und empfing uns mit einer romantischen Beleuchtung. Das Zimmer war sehr geräumig, so dass wir zu viert genug Platz hatten. Die Ausstattung war sehr gut (was in Hotels in Italien nicht immer selbstverständlich ist) – viel Holz und super gemütlich eingerichtet. Vor unserem Zimmer gab es noch eine eigene Sitzecke, die wir vor allem abends genutzt haben. Die Hotelanlage war eher klein, inhabergeführt und sehr gepflegt. Mit ca. 30 Zimmern, einem großen Garten mit ganz vielen Olivenbäumchen, einem Pool und einem Tennisplatz. Die Zimmer wurden jeden Tag sehr gründlich gereinigt, es gab jeden Tag frische Handtücher und ein neues Duschgel, Seife oder Bodylotion mit Olivenduft. Sehr nett. Hier kommen auch Tennisspieler ganz auf ihre Kosten. Gleich zwei tolle Plätze stehen bereit. In der Umgebung kann man sehr gut joggen. Weiterhin wird Reiten angeboten, denn in unmittelbarer Nähe gibt es einen Pferdestall mit Reitbetrieb (über das Hotel buchbar).
Am nächsten Morgen durften wir uns über ein leckeres Frühstück freuen. Auch nicht in allen Hotels in Italien in der Üppigkeit selbstverständlich. Es gab immer frisch aufgeschnittenes Obst wie Ananas oder Melone und Weintrauben, Birnen und meine geliebten Granatäpfel (frisch vom Baum). Weiterhin standen zur Auswahl: Prosciutto cotto, Käse, Mortadella und Salami, 2 verschiedene Sorten leckeren Frischkäse, frisch aufgeschnittene Tomaten, Eier, Naturjoghurt und Marmeladen. Natürlich gab es auch den geliebten Cappuccino und noch ein kleines Kuchenbuffet. Auf jeden Fall haben wir uns jeden Morgen sehr darauf gefreut. In der Hauptsaison gibt es auch abends Restaurantbetrieb – leider konnten wir die Abendküche diesmal nicht testen.
In Alghero selbst gibt es auch jede Menge Hotels, auch mit einem ähnlichen Standard, aber auch noch einfachere. Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt und können es auf jeden Fall empfehlen. Die ländliche Lage hatte für uns auch zwei Vorteile: zum einem konnte man schon am Morgen joggen, und zum anderen gab es viele Tiere (Hunde und Katzen), vor allem spannend für die Kinder. Wenn das Wetter mal nicht so mitspielt, lohnt auch ein Besuch des hauseigenen kleinen SPA (finnische Sauna, Dampfbad, Jacuzzi, auf Wunsch auch Behandlungen/Massagen). Wer es lebhafter mag, sollte eher in der Stadt unterkommen. Preis/Leistung geht hier voll in Ordnung: angemessene 700 Euro für eine Woche (vier Personen) inkl. Frühstück.
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Wetter, Strand & Meer:
Wir waren Mitte Oktober für eine Woche hier und hatten Glück mit dem Wetter, sogar drei Strandtage bei ca. 26 Grad waren mit dabei.
Die entdeckten Strände waren ganz unterschiedlich. Etwas nördlich von Alghero am Spiaggia di Fertilia gibt es einen eher hellen, feineren Sand und ganz ruhiges Meer, dazu ein paar Strandbars. Wir wollten es etwas lauschiger, daher haben wir uns weiter auf die Suche gemacht und sind etwas nördlicher fündig geworden.
Der Spiaggia di Porto Ferro liegt in einer wunderschönen Bucht, umgeben von kleineren und größeren Felsen. Der Sand ist eher gelblich, aber noch fein. Sogar die Strandbar hatte noch geöffnet (es wurden Getränke, Cappuccino, Panini und sardische Spezialitäten angeboten). Das Meer ist hier ebenfalls recht ruhig. Schade, dass wir kein SUP dabei hatten, hier hätte man gut ein wenig mit den Wellen Richtung Strand reiten können. Das Wasser war gerade noch so warm, dass man baden konnte. Herrlich, sich im Herbst noch mal schön von der Sonne wärmen zu lassen.
In Richtung Capo Caccia haben wir noch eine kleine Strandbucht entdeckt in der Nähe einer Marina, dort gab es auch verschiedene Angebote zum Buchen (Schnorcheln, Tauchen, Boote mieten). Lauschig, hübsch und mit offener Bar. An dem Morgen machte sich auch eine Schulklasse zum Schnorcheln auf – beneidenswert: Schnorcheln als Schulsport.
Ganz im Norden auf der Rückfahrt von Sassari haben wir eine wunderschöne Bucht entdeckt: Porto Palmas (leider gibt es auf der Karte keine Namen dazu). Dort gab es an dem Tag riesige Wellen, fast wie am Atlantik. Ein riesiger Spaß für die Kinder. Durch die Felsen ringsum und das wilde Meer wurden Erinnerungen an Portugal wach.
Richtung Bosa haben wir noch einen tollen kleinen Strand entdeckt, der zu einem Campingplatz gehörte. Ganz tolle Bucht, super zum Schnocheln, da der Untergrund nach links hin etwas steiniger wird.
Es gibt noch viele weitere ganz tolle und kleine Buchten zum Baden. Das Meer ist hier überall ganz klar und schimmert in allen möglichen Blautönen. Einfach nur schön. Überall trifft man nur wenige Menschen an – Vorteil Nebensaison.
Umgebung, Sehenswertes & Ausflüge
Alghero natürlich, mit seiner wunderschönen Altstadt mit den vielen Gassen – nicht ohne Grund auch Klein-Barcelona genannt. Ganz viel historisches Flair, tolle kleine Geschäfte, Schmuckläden, Restaurants, Bars und natürlich Eisgeschäfte. Eingekauft haben wir bei OVS. Hier gibt es günstige modische Kleidung. Die Kinder haben die Süßigkeiten-Piraten-Grotten geliebt, hier mussten wir gleich dreimal Halt machen, um das Taschengeld umzusetzen. Das war aber auch alles sehr verlockend aufgemacht. Die lange Strandpromenade war sehr sehenswert und immer ein Treffpunkt der Einheimischen. Hier hat sich Jung und Alt getroffen, zum schwatzen, knutschen oder einfach nur, um die Sonne im Meer untergehen zu sehen.
Ausflüge lohnen sich nach Sassari – eine wunderschöne Altstadt und toll zum Einkaufen. Wir waren leider nur ganz kurz da und können daher nicht wirklich Läden empfehlen. Dafür muss man sicher mindestens einen Tag einplanen.
Ein Besuch in Bosa – einem kleinen wunderschönen Städtchen an der Westküste –muss auf jeden Fall sein. Schon der Weg dorthin ist sensationell, langgezogene Küstenstraßen mit tollen Ausblicken auf Meer und Steilhangküsten. Bosa selbst ist ein unglaublich romantischer Ort mit lieblich bunt bemalten Häusern. Fast wie gemalt. Das Ganze wirkt bei Sonnenuntergang wie in einem Märchenfilm. Außerdem kann man durch die Gassen spazieren, auf dem Markplatz Eis essen und Cappuccino trinken, und dabei das lebendige Leben und das Spielen der Kinder beobachten. Auch hier spielt sich das Leben auf der Straße ab. Wunderbar lebhaft, laut und ganz anders als bei uns.
Grotta di Nettuno ist eine Tropfsteinhöhle, in der Nähe des Capo Caccia. Ihr Eingang liegt ungefähr auf Höhe des Meeresspiegels, daher ist sie auch nur bei ruhigem Meer zu besichtigen. Mit dem Auto parkt man oben, dann muss man die 110 m steile Felswand zu Fuß zurücklegen (mit dem Boot geht auch für Fußlahme), 654 Treppen abwärts und danach dann auch wieder hoch. Da kam jeder irgendwie schnaufend wieder oben an. Die Höhle selbst (Eintritt 7 € für Kinder, 13 € für Erwachsene) ist sehr beeindruckend und auf jeden Fall einen Besuch wert. Das gesamte Höhlensystem erstreckt sich über 4 km, davon sind aber nur ein paar hundert Meter zugänglich. Zu sehen gibt es neben den Tropfsteingebilden auch einen 120 m langen Salzwassersee. Informationen bekommt man im Rahmen der Führung in Italienisch, Englisch und Französisch.
Für Naturliebhaber lohnt es sich, mit dem Auto einfach mal einen Abstecher in die Berge zu machen. Dort gibt es vor allem herrliche Ausblicke und Ruhe, die durch das Bimmeln der Glöckchen der Schafherden untermalt wird.
Köstlichkeiten für Leib & Seele
Da wir im Hotel waren und diesmal nicht kochen konnten, haben wir uns durch die Restaurants in Alghero probiert.
Hier gibt es jede Menge mit ganz unterschiedlicher Qualität. Viele sehr toll, aber leider mussten wir auch den einen oder anderen Reinfall erleben. Daher hier unsere Empfehlungen der besten Restaurants und Bars:
Osteria Barcellonetta – unsere unangefochtene Nummer 1! Wir waren im Ganzen dreimal dort. Kleines feines Restaurant mit moderner, aber trotzdem regional bodenständiger Küche. Die Tagliatelle allo Scoglio waren geschmacklich nicht zu übertreffen. Leckere frisch gemachte Pasta und eine tolle Soße, dazu natürlich frische Meeresfrüchte. Ein Tintenfischcarpaccio auf Radicchio, gewürzt mit frischen Orangenschalen, auch unglaublich lecker. Die Kinder haben von der Pizza geschwärmt, sowohl mit Thunfisch, als auch mit Sardischer Salami und Steinpilzen ein Hit. Die frische Dorade in Weißwein ware ebenfalls eine Gaumenfreude. Die Preise waren erstaunlich günstig. Genau unser Geschmack!
Trattoria la Saletta – Hier gibt es vor allem Sardische Küche! Keine Pizza oder die sonstigen Pasta-Standards. Samstag Abend ohne Reservierung hat man keine Chance, da hier vor allem die Einheimischen Essen gehen. Wir hatten eine typische warme und kalte Vorspeisenplatte, ein bisschen wie Tapas: leckeres Ragout in einer tollen Soße, Sardischer Käse, Salami und Schinken. Das war alles wunderbar. Als Hauptgänge gab es Fregula Sarda mantecata con ragù di cinghiale (kleine Nudelkügelchen mit Wildschweinragout), Ciciones con salsiccia fresca al Vermentino (kleine Gnocchi mit Wurst in einer frischen Tomatensoße), Maialetto sardo croccante al forno (kross gebratenes Schwein mit gegrilltem Gemüse) und Agnello in umido al finocchietto selvatico e olive (Lamm mit Fenchel und Oliven und gegrilltem Gemüse). Das war so unglaublich lecker, dass ich mal ins Detail gehen musste. Das Restaurant sieht auf den ersten Blick eher einfach aus, aber das ist ja meistens ein gutes Zeichen. Wir haben das Restaurant mit dicken Kugelbäuchen verlassen. Die Küche war wirklich sehr toll. Leider konnten wir aus Zeitgründen kein zweites Mal hier einkehren. Ein Muss beim nächsten Mal!
SardOa.diVino – eine tolle spanisch angehauchte Weinbar mit dem besten Gin&Tonic der Stadt. Unglaublich nette Betreiber, die sogar mit den Kindern immer Späße gemacht haben, inkl. Seifenblasen-Performance (Seifenlauge im Glas, dazu eine zusammengerollte Speisekarte aus Papier als „Blasinstrument“). Die Kinder hatten ihren Spaß. Den Gin&Tonic gab es mit vielen verschiedenen Gin-Sorten und toll aufgemacht (mit rosa Pfeffer oder Lavendel und Wacholder). Dazu gab es spanische Häppchen mit Salami und Schafskäse – sehr sehr lecker! Die Preise lagen zwischen 8 € und 10 €.
Ganz unbedingt dort einkehren!
Bar Focacceria Milese – kurz vor Abreise haben wir diesen tollen Imbiss noch entdeckt. Hier gibt es unglaublich tolle Focaccia zu noch unglaublich günstigen Preisen (2,50/Stück). Die Brote sind ca. 1 Meter lang, werden aufgeschnitten und mit Schinken, Thunfisch, Salami, Käse oder gegrilltem Gemüse belegt. Dann werden sie in die Portionen geschnitten. Eine leckere Köstlichkeit für den kleinen Hunger zwischendurch! Tolle lebhafte Tagesbar drinnen, Terrasse mit Meerblick draußen. Außerdem ein kleiner Hotspot in Alghero. Schöne Entdeckung!
Eis gab es natürlich auch. In der Eisdiele „Regelato“ in Alghero haben wir die besten Eissorten entdeckt. „Salty Peanut“ und „Birne&Ricotta“. Mega Lecker!
Anreise & Mietwagen
Nach Alghero kommt man von Deutschland aus nur mit Ryanair vom Flughafen in Memmingen. Das ist vor allem günstig, mit den üblichen Nachteilen von Ryanair – Bauernfängerei und Zusatzkosten an jeder Stelle. Bisher hatten wir auch jedes Mal Verspätungen. Und diesmal noch Zusatzkosten in Höhe von 180 € für den fehlenden Online-Check-in (45,- €/Person). Die kleinen Fallen muss man kennen, dann bleibt es auch günstig. Gepäck wurde nicht näher geprüft und gewogen (immerhin, denn auch hier lauern u.U. Zusatzkosten). Wenn man vor Ort in einer Ferienwohnung ist, muss man schauen, wie man den Online-Check-in für die Rücktour organisiert und an die ausgedruckten Boardkarten kommt (Online-Check-in frühestens 7 Tage vor Abflug möglich). Die Verkaufs-Beschallung im Flugzeug nervt, bis 5 Minuten vor Landung werden Essen, Parfüm und Glückslose verkauft. Wenn man nur 1,5 Stunden fliegt, ist es auszuhalten. Einfach die Augen schließen und daran denken, dass die vier Flugtickets (Hin- und Rückflug) inkl. einem aufgegebenen Koffer insgesamt nur 300 Euro gekostet haben.
Die Mietwagenpreise sind moderat, zumindest, wenn man von Deutschland aus bucht. Wir hatten Maggiore als Vermieter, günstig und ohne Probleme. Unser Fiat 500L (angenehm geräumig für vier Leute) hat für eine Woche ca. 170 Euro inkl. Versicherung und Freikilometern gekostet.
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