Es gibt Dinge, die erlebt man nicht alle Tage, zum Beispiel ein paar Runden auf dem Lausitzring zu drehen. Mit einem super schnellen Auto wird dem Ganzen dann noch die Krone aufgesetzt. Letztes Wochenende hatte ich das Vergnügen – und es war ein nachhaltig beeindruckendes Erlebnis. Wir waren bei der Mopo Cabrio Rallye dabei, und mit der besten Beifahrerin hatten wir diesmal auch die anspruchsvollen Wertungsprüfungen im Griff. Dass wir am Ende auf dem einen oder anderen Treppchen landeten, hat uns dann doch etwas überrascht. Gefreut haben wir uns natürlich riesig, denn diesmal wollten wir es wissen. Entsprechend engagiert gingen wir an den Start.
So eine Rallye ist nichts für Langschläfer, denn es ging ganz früh mit der Akkreditierung los – Startunterlagen holen, frühstücken und zum Fahrerbriefing einfinden. Dieses fand im Maritim Hotel Dresden statt, wo auch gleichzeitig der Start war, an dem sich 108 Teams mit ihren tollen Cabrios auf den Weg durch Sachsen und Brandenburg machten. Das Wetter war halbwegs auf unserer Seite – heiter bis wolkig und nicht zu kalt. Ziemlich perfektes Cabrio-Wetter, ohne Sonnenbrandgefahr.
Unser diesjähriges Fahrzeug war ein Infiniti Q60 Cabrio – ein Traum in weiß mit roter Lederausstattung, der (nicht nur) Frauenherzen höher schlagen ließ. Mit 320 PS auf unserer Seite sollten wir die Zeitvorgaben problemlos bewältigen. Dass das Traumauto auch sonst mit allerlei tollen Dingen ausgestattet war, die das Cabriofahren angenehmer machen, merkten wir erst nach und nach: ein elektrisches Hardtop macht aus dem Cabrio im Handumdrehen ein alltagstaugliches Coupé. Einparkhilfe vorn und hinten inkl. Rückfahrkamera erwiesen sich auch unterwegs als sehr hilfreich. Für den Tempomat mit automatischer Abstandsregelung hatten wir an dem Tag zwar keine Verwendung, dafür umso mehr für die BOSE-Boxen in den Kopfstützen – für den perfekten Soundtrack unseres Roadtrips.
Da wir schon alte Hasen sind, wissen wir aus früheren Veranstaltungen, dass Zeit für einen Kaffee unterwegs eher nicht bleibt. Regelmäßig haben wir so gute Platzierungen verspielt.
Die Mopo Cabrio Rallye hat Geschichte, ursprünglich fand sie als Cabrio Rallye Sachsen statt und wurde seit 2010 von der Mobilforum Gruppe organisiert. Bei jeder Teilnahme war es eine schöne Veranstaltung, mit landschaftlich bestens ausgesuchten Cabrio-Strecken, herausfordernden Prüfungen und einer sehr tollen Abendveranstaltung. Im letzten Jahr wurde pausiert und in diesem Jahr gab es dann eine Neuauflage als Mopo Cabrio Rallye.
In diesem Jahr hatte uns der Ehrgeiz doch ein wenig gepackt. Mit so einem Auto kann man unmöglich Letzter werden. Da wir mit der Startnummer 50 an den Start gingen (Start alle 30 Sekunden), hatten wir ein bisschen Zeit, die im Roadbook angekündigten Prüfungen ins Visier zu nehmen. Bei ersten Google-Versuchen, um uns die wichtigsten Formeln ins Gedächtnis zu rufen, gab es den ersten Schreck. Das Mobilfunknetz bei der Telekom war ausgefallen (man glaubt es kaum). Der Telefonjoker schlief noch. Zum Glück ging es auf meinem Handy kurzzeitig wieder, sodass wir uns die wichtigste Formel des Tages noch mal in Erinnerung rufen konnten.
Die Konkurrenz ist groß, denn im Fahrerlager sind echte Profis mit am Start. Selbstverständlich beschäftigen sich diese schon am Vortag mit allen Herausforderungen. Wir, wie immer, nicht. Die beste Beifahrerin legt sich zumindest kurz vor Start noch mächtig ins Zeug. Kein einfacher Job – Strecke ansagen und nebenher die Prüfungen vorbereiten (z.B. Richtgeschwindigkeiten o.ä. zu ermitteln).
Ich möchte nicht tauschen und konzentriere mich lieber darauf, die wilden Pferde im Zaum zu halten und die errechneten Vorgaben in die Praxis umzusetzen. Das seit Jahren erfolgreiche Modell, mit der Freundin zu fahren, hat sich vollends bewährt und klappt bestens ohne größere Streitpunke. Von Versuchen mit anderen Beifahrern, z.B. dem Ehemann, würde ich eher abraten, denn hat einen der Ehrgeiz erst mal gepackt, hat das Ganze Ehekrach-Potential. Selbst mit dem tollsten Ehemann.
Voller Vorfreude gehen wir an den Start und brausen der ersten Wertungsprüfung entgegen. Diese findet im DDV Stadion statt und erfordert, dass man eine vorgegeben Strecke in 19,53 Sekunden schafft. Uns ist klar, dass hier auch ein wenig Glück dazu gehört, aber zumindest versuchen wir, in die Nähe zu kommen. Mehr als 2 Sekunden waren wir zu langsam, aber da das Ergebnis aus mehreren Prüfungen gemittelt wird, ist noch alles offen. Das wird.
Weiter geht es durch die Innenstadt in Richtung Moritzburg, wo wir uns über PS-freundliche Nebenstraßen langsam in Richtung Schönfeld und Großkmehlen durchschlagen. Hier warten jeweils an wunderschönen Schlössern Durchfahrtkontrollen auf uns. Und jede Menge winkendes Publikum. Das macht richtig Spaß, so angefeuert zu werden. Wir winken freundlich zurück und fahren noch an vielen gut erhaltenen Schlössern vorbei, die uns im Verlauf der Strecke begegnen – beeindruckend, was Sachsen und Brandenburg alles zu bieten haben, selbst auf den Nebenstrecken. Ein großes Lob an das Orga-Team, die hier wirklich einige versteckte Schätze ins rechte Licht gerückt haben. Die ersten drei Zeitkontrollen schaffen wir spielend. Die Wertungsprüfungen gehen ganz gut von der Hand.
Im Schlosspark in Lauchhammer (auch ohne Schloss ganz hübsch), absolvieren wir unsere beste Wertungsprüfung, was wir zu dem Zeitpunkt aber noch nicht wissen. Wir verlassen den Ort eher mit Fragezeichen im Gesicht. Ob das jetzt gut oder schlecht war? Witzigerweise fanden wohl in einigen Teams gleiche Diskussionen statt, wie wir später beim Austausch mit anderen Mitfahrern erfahren. Die Beifahrerin zählte hoch und die Fahrerin hatte vor Aufregung über die kurvige Kurzstrecke vergessen, welches die Sollzeit war. Wir einigten uns darauf, dass die Beifahrerin versucht, bei nächster Gelegenheit runter zu zählen. An der Umsetzung üben wir dann beim nächsten Mal oder benutzen einfach eine App – wie so richtige Profis.
Rasant ging es weiter zum Mittagessen und zur Wertungsprüfung auf dem Lausitzring – beim Essen konnten wir schon mal Rennluft schnuppern, da gleichzeitig das Fast Car Festival stattfand, deren Teilnehmer lautstark über die Strecke bretterten.
Mir wurde ganz kurz bange, aber zum Glück wurde die Strecke für uns freigemacht, so dass es angenehm leer war. Die Aufgabe war, eine Runde zu fahren und bei der zweiten Runde haargenau die gleiche Zeit zu erreichen. Dazu gab es aber eine Zeitraum-Vorgabe (mind. 3 Min und max. 4,5 Minuten o.ä.). Nach der Runde zum Einfahren schien mir das machbar. Und wie – wir waren auf 0,3 Sekunden genau, wie sich später rausstellte, und kassieren nur läppische 31 Strafpunkte. Mein Gefühl sagt mir jetzt ganz deutlich, dass wir gar nicht so schlecht unterwegs sind.
Aber wie fühlte es sich an auf dem Lausitzring? Einfach großartig! Wann kann man denn schon mal mit einem PS-starken Auto so richtig Gas geben? Der Infiniti trägt uns sicher durch jede Kurve und beschleunigt ambitioniert und durchzugsstark auf gerader Strecke. Das ist Fahrspaß pur! Ich freue mich riesig, auf dem Fahrersitz zu sitzen. Ein wenig Stolz macht sich breit, dass wir das so gut gemeistert haben.
Zwischen Geierswalder See und Partwitzer See machen wir uns auf die Suche nach einem Postmodern-Briefkasten. Hier soll die beim Frühstück von der Beifahrerin bereits vorgeschriebene Postkarte eingeworfen werden. Wir werden fündig, und im Gegenzug bekommen wir vom super freundlichen Streckenposten zwei Briefmarken (mit unserem Fahrzeug drauf) ausgehändigt und unseren Stempel in die Bordkarte. Sehr hübsch. Diese Wunschbriefmarken kann man sich übrigens jederzeit bei Postmodern ordern.
Lächelnd machen wir uns auf zur nächsten Zeitkontrolle am Bärwalder See.
Dazwischen gab es noch eine Zeitwertungsrüfung in Lohsa und eine historische Ortsdurchfahrt am Schloss Uhyst. Wir wurden jubelnd und mit historischen Kostümen empfangen. Am Ortsausgang sehen wir einige Mitfahrer an der Eisdiele halt machen. Wir zügeln uns und steuern den Bärwalder See an. Kurze Verwunderung, denn die Zeitkontrolle ist im Roadbook mitten auf dem Wasser eingezeichnet. Als wir ankommen, dämmert es uns. Das letzte Stück ist auf einem Steg zu Fuß zurückzulegen (ca. 800 m). Die Teilnehmer der beiden Nachfolgefahrzeuge sitzen schon gemütlich in der Marina und trinken Cappuccino, andere hingegen legen die Strecke im Laufschritt zurück, weil sie mit der Zeit zu knapp sind. Wir haben noch zehn Minuten und schlendern gemütlich zum Leuchtturm. Auf dem Rückweg bekommen wir dann auch Lust auf einen Kaffee und blenden inmitten der hübschen Umgebung mal kurz aus, dass wir es ja eigentlich eilig haben und die Fahrt noch nicht zu Ende ist.
Ein Fauxpas, wie wir feststellen, denn die Zeitwertung der nächsten Etappe ist extrem sportlich angesetzt. Mit diesem Anfängerfehler rückt der Sieg nun wirklich in weite Ferne. Als wir das realisieren, gibt es kein Halten mehr, leider ist die Strecke nach Kamenz voller Ortschaften (Tempolimit!) und jeder Menge Autos vor uns.
Dass diese Zeitwertung nicht ansatzweise machbar ist, verrät die Beifahrerin erst, als es ihr dann doch zu halsbrecherisch wird – während ich noch versuche, die restlichen 30 Kilometer in den verbleibenden fünf Minuten zurückzulegen. Gas geben, im Ort runter bremsen usw. – wir fahren hart an der gerade noch akzeptablen Strafzettelmarke. Ich wollte die Strafminuten wenigstens in Grenzen halten. Der Porsche vor mir, an den ich mich gehängt hatte, nahm es nicht ganz so genau und war bei nächster Gelegenheit außer Sichtweite.
Welche eine Erleichterung, als wir am Flughafen Kamenz erfahren, dass die Zeitwertung annulliert wird (warum, wissen wir nicht). Glück gehabt, aber das gehört eben auch mal dazu.
Die Wertungsprüfung in der Nähe des Dreiweiberner Sees hatte es in sich. Denn in der eigentlichen Prüfung, die wir schon hinsichtlich zu fahrender Geschwindigkeit sorgsam ausgeklügelt hatten, verbarg sich die schon im Vorfeld angekündigte Überraschungsprüfung. Wir bogen um die Ecke und sahen ein weiteres Start-Schild. Binnen Sekunden musste man gefühlvoll runterbremsen (auf keinen Fall anhalten) und die andere Geschwindigkeit fahren. Die Beifahrerin hatte sich vor Schreck auf der Stoppuhr vertippt und uns fehlte die Zeit für die Hauptprüfung. Ohne die zweite Stoppuhr hatten wir keine Chance, die Zielzeit zu treffen. Da hilft nur sich auf die Intuition zu verlassen und nach Gefühl zu fahren. Auch hier hatten wir Glück, denn es wurde nur die Überraschungsprüfung gewertet und die hatten wir gar nicht so schlecht gemeistert.
In Kamenz müssen wir uns noch einmal vom Hutberg „rollen lassen“ – und versemmeln es. Zeitlich passt es zwar einigermaßen, aber wir kassieren 500 Strafpunkte – die ersten bis dahin. Das kostet uns sicher einige Plätze in der Gesamtwertung.
Langsam macht sich etwas Müdigkeit breit und die Konzentration schwindet, wir kämpfen mit kleineren Verfahrungen und müssen immer mal wieder korrigieren. Übrigens ein Tipp, man sollte sich bzgl. der Strecke immer ans Roadbook halten. Anderen Teilnehmern hinterherzufahren ist keine gute Idee, wie unser Verfolger sicher auch festgestellt hat.
Irgendwann nach einer weiteren Wertungsprüfung rollen wir in Pulsnitz ein, rangieren etwas trickreich durch einen Garten und landen im siebten Lebkuchenhimmel. Eigens für uns angefertigte Lebkuchen mit Namen und Startnummer wurden uns ins Auto gereicht. Wir sind total gerührt über so viel Herzlichkeit, müssen aber weiter, denn den Stempel für die Durchfahrt bekommen wir auf dem Marktplatz von Pulsnitz.
Am Flughafen Dresden – unserer nächsten Station – warten hübsche Flugbegleiterinnen und 3 knifflige Fragen auf uns. Da sind wir aber gut vorbereitet (aus der Vergangenheit wissen wir, wenn man eine Prüfung am Flughafen macht, könnten evtl. auch Fragen zum Flughafen kommen, logisch), so haben wir zur ersten Frage zumindest eine ungefähre Antwort parat. Die beiden anderen zu Luftdruck und Luftfeuchtigkeit raten wir mutig und liegen anscheinend nicht ganz falsch.
Noch 18 km bis Coswig, wir genehmigen uns erst mal eine Pause an der Tankstelle und fahren dann ganz relaxed in Coswig ein. Auch wenn wir recht spät ankommen, werden wir mit jeder Menge Tamtam empfangen. Geschafft!
Ein tolles Buffet in der Börse Coswig wartet auf uns. Danach gibt es dann die Auswertung. Überraschend tauchen unsere Namen auf der Leinwand auf und wir müssen gleich zweimal auf die Bühne. Lauchhammer hat uns Glück gebracht, wir waren hier genau auf dem Punkt und sind Sieger der Pigmentpol Wertungsprüfung. Danach dürfen wir als bestes Frauenteam und damit Sieger im „Ladies Cup“ (insgesamt waren es 6 Frauenteams) noch mal auf die Bühne. Wir können es gar nicht fassen, freuen uns aber riesig. Endlich zahlen sich die gesammelten Erfahrungen der letzten Jahre doch noch aus. Das berühmte Quäntchen Glück war tatsächlich auch dabei.
Als Preise gewinnen wir „Pokale“ in Form von handgemachten Thermometern der Firma Fischer GmbH, ein großes Bild von der Frauenkirche von Pigmentpol sowie Karten für „Revolverheld“ und natürlich eine große Flasche Sekt. Da wir uns das Bild nicht teilen können, beschließen wir, es für einen guten Zweck zu versteigern.
In der Gesamtwertung belegen wir einen phänomenalen 13. Platz. Das ist echt genial. Darauf gibt es dann demnächst mit unseren Männern den gewonnen Schampus! (Die 500 Strafpunkte in der vorletzten Wertungsprüfung bringen uns tatsächlich um einen ruhmreichen 6. Platz, aber wir feiern uns trotzdem.)
Hier einen Blick auf die Gesamtwertung werfen.
Ich bin auch beim nächsten Mal gern wieder mit dabei!
Einen herzlichen Dank an die Mobilforum Gruppe Dresden für die Überlassung des Infiniti Q60 Cabrio, ohne den es nur halb so viel Spaß gemacht hätte.