Heute postete eine Freundin ein Bild auf Facebook, welches alte Erinnerungen wach rief. Und zwar an einen Laden, der eigentlich keiner ist – zumindest nicht im Sinne der üblichen Blumenlädchen, die vor Kreativität nur so strotzen. Hier ist nichts hübsch gestaltet und schon gar nichts eingerichtet. Der Fokus ist klar auf die Hauptobjekte, die frischen Blumen, gerichtet.
Diese stehen rustikal in Plastkübeln und sind in 10er oder 20er Packs im ganzen Raum verteilt und warten dort auf ihren Abverkauf. Das Zentrum bildet jedoch der Verkaufstresen hinter dem meist ein „Drachen“ in Frauengestalt (es gibt tatsächlich mehrere) steht und die Leute gepflegt anpflaumt – wenn man Glück hat. Manchmal werden auch nur Preise genannt, nachdem man devot, freundlich seinen Wunsch geäußert hat – natürlich wohl strukturiert, mit Sorte, Farbe und Anzahl. Vergisst man das oder möchte gar umbestellen, ist die Abverkäuferin im uncharmantest möglichen Ton behilflich den Kunden auf die Sprünge zu helfen. Beim nächsten Mal klappt es dann schon besser. Garantiert. Selbstverständlich wird auch auf Grußformeln jeglicher Art verzichtet.
Wer jetzt den Eindruck bekommt, da müsste man nicht hin, hat sich gewaltig getäuscht, denn der Laden ist seit vielen Jahren eine Institution.
Mittwochs werden die Pflanzen geliefert und das ganze Schanzenviertel strömt in Scharen ein, um Wohnung, Kneipe oder Büro zu dekorieren. Bis Samstag hält dieser Strom meistens an, denn dann ist alles bis auf den letzten Stengel ausverkauft.
Ich erinnere mich an herrlichste Tulpen, wunderschöne Rosen, duftende Lilien und leuchtende Gladiolen. Diese haben damals in Unmengen unsere Wohnung in der Schanze geziert (ja man kann sich auch mit Blumen einrichten). Noch nie vorher und nie mehr nachher hatten wir so viele Blumen in der Wohnung wie zu dieser Zeit.
Oft habe ich mich gefragt, wie dieses Phänomen wohl zustande kommt. Zum einen ist es natürlich der Preis, der unschlagbar ist und schon deshalb zu Einkäufen in großen Mengen verleitet. Zum anderen ist aber auch eine subtile Stadtteil-Religion, die einen zum Blumeneinkauf an der „Drachenbar“ zwingt. Der Blumenkauf gehört zum Wochenende genauso dazu wie der Gemüseeinkauf beim Türken um die Ecke. Manche Unfreundlichkeiten muss man eben so auf die Spitze treiben, so dass es einfach komisch wäre, wenn es nicht mehr so ist.
Also alles in allem ein stimmiges Konzept und immer ein Muss bei jedem Hamburg-Besuch!
(Bitte unbedingt einen Kommentar hinterlassen, wenn sich das inzwischen geändert habe sollte und ich die „Drachenbar“ in „Blumenparadies“ o.ä. umbenennen muss. Die Erinnerung ist leider schon eine ganze Weile her.)
Adresse:
Susannenstr. im Schanzenviertel Hamburg
einfach dem Strom folgen
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis alle Blumen verkauft sind (meist Samstag)
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